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Referat zum Thema

Landnahme Englands
durch Germanische Stämme

für das Proseminar "Einführung in die Sprache, Literatur und Kulturgeschichte des angelsächsischen Englands" der Anglistischen Mediævistik unter Leitung von Dr. C.-D. Wetzel im Sommersemester 2004 am Seminar für englische Philologie der Universität Göttingen.

Ausgangspunkt

Nachdem die römischen Besatzer hatten das Land verlassen müssen, um ihr von Vandalen, Goten und Hunnen und anderen bedrohtes Reich zu schützen, sahen sich die dem Kriegshandwerk entwöhnten Kelten plötzlich den Angriffen der Picten und Scoten schutzlos ausgeliefert. Zwar hatten auch zu dieser Zeit offenbar schon germanische Stämme vom Festland die Südküste Britanniens überfallen, dennoch sahen die Kelten in den Sachsen, wie sie unterschiedslos die Germanischen Stämme in der Folgezeit nannten, offenbar das geringere Übel. Jedenfalls suchte man sich mit ihnen zu verbünden. Mit dem Erfolg, daß die Kelten schließlich in die Gebiete Cornwall und Wales, sowie die Region nördlich des Firth of Forth verdrängt wurden.

Die nachfolgende Tabelle enthält die wichtigsten Ereignisse der Völkerwanderungszeit. Zum einen war diese von ständig sich ändernden Herrschaftsverhältnissen geprägt, zum anderen aber auch von der Ausbreitung des Christentums.

Völkerwanderungszeit

Jahr Ereignis
375 Die Aus Zentralasien eingedrungenen Hunnen vertreiben die nördlich des Schwarzen Meers ansässigen Goten und drängen sie auf den Balkan ab. Damit beginnt die Ära der sogenannten Völkerwanderung.
381 Auf dem zweiten allgemeinen Konzil von Konstantinopel wird das Christentum zur Staatsreligion im Römischen Reich erhoben (endgültig bestätigt 391) und gleichzeitig unter Verbot des bei den Germanen populären Arianismus die Lehre von der Gottgleichheit Christi bekräftigt. Gesetzliche Maßnahmen gegen Heiden, Juden, Häretiker folgen.
383 Hieronymus von Stridon († ~420) beginnt mit der Übersetzung der Bibel aus den Ursprachen. Als maßgeblichelateinische Übersetzung (Vulgata) setzt sie sich bis zum 8. Jahrhundert endgültig durch.
387 Augustinus von Thagaste in Numidien († 430) läßt sich in Mailand von Bischof Ambrosius taufen. Die westliche Kirche gewinnt damit ihren bedeutensten und wirkungsmächtigsten Lehrer.
395 Kaiser (seit 379) Theodosius I., unter dem das Römische Reich seit 394 ein letztes Mal vereinigt war, stirbt in Mailand. Das Reich wird danach unter seinen beiden Söhnen entgültig in eine Ost- und eine Westhälfte aufgeteilt.
~407 Die Römer geben die Rhein- und Limesgrenze in Germanien und ganz Britannien auf. Germanische Völker wie die Vandalen, Sueben, Burgunder und Alanen dringen weit auf linksrheinisches Gebiet vor -- 409 sogar bis auf die Iberische Halbinsel. Britannien bleibt fortan sich selbst überlassen; die Romanisierung zeigt hier keine dauerhaften ergebnisse.
410 Die Westgoten erobern und plündern unter ihrem König Alarich († 410) Rom. Bald aus Italien vertrieben, bilden sie seit 418 ihr erstes Reich beiderseits der Pyrenäen mit dem Zentrum Toulouse (Tolosanisches Reich).
429 Die Wandalen überqueren die Meerenge von Gibraltar; sie erobern anschließend den nordafrikanischen Küstenstreifen und bilden dort ein eigenes Reich.
438 Der Codex Theodosianus wird als Sammlung aller seit 312 ergangenen kaiserlichen Erlasse veröffentlicht. Er bildet die Grundlage der Rechtsschöpfung in allen späteren romanischen und germanischen Reichen Europas.
443 Die Burgunder bilden nach dem Verlust ihrer Stellung am Oberrhein (Kern des späteren Niebelungenlieds) ein neues Reich im Rhonetal und am Genfer See.
~449 Die in Jütland ansässigen Angeln und Sachsen folgen einem Hilferuf der Briten zur Abwehr der keltischen Picten und Scoten und lassen sich auf der britischen Hauptinsel nieder. Damit beginnt die angelsächsische Landnahme im erst später so genannten England.
451 In der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern in der Champagne werden die bis dorthin vorgedrungenen Hunnen unter ihrem König Attila (434-453) vom römischen Heer Aëtius († 454) und dessen germanischen Verbündeten geschlagen und zum Rückzug gezwungen.
455 Die Wandalen erobern Rom und plündern es in geregelten Formen. Pabst Leo der Große (440-461) hält sie jedoch von starker Zerstörung ab. Gleichwohl bezeichnet der im 18. Jahrhundert geprägte Begriff Wandalismus eine Orgie sinnloser Gewalt.
476 Der germanische Skire Odoaker († 493) wird zum König in Italien ausgerufen. Er setzt den letzten weströmischen Kaiser ab und führt damit auch formal das Ende des Weströmischen Reiches herbei.
486 Chlodwig, König der Franken (481/482-511) aus dem Geschlecht der Merowinger, besiegt den Römer Syagrius bei Siossons und begründet dadurch das Fränkische Reich in Gallien.
493 Theoderich, König der Ostgoten (474-526), tötet in Ravenna König Odoaker eigenhändig und gewinnt damit die Herrschaft in Italien.
496 Der Frankenkönig Chlodwig (481/482-511) schlägt die Alemannen (bei Zülpich?) und drängt sie nach Süden ab. Er läßt sich danach in Reims katholisch taufen und begründet damit in bewußter Gegnerschaft zum Arianismus (etwa der Ost- und Westgoten) eine wirkungsmächtige Tradition.
~500 Die Christianisierung des keltischen Irland (der Legende nach durch den heiligen Patrick) ist abgeschlossen. Im Unterschied zum Kontinent entwickelt sich in Irland eine von Rom zunächst weitgehend unabhängige Mönchskirche.
507 In der Schlacht bei Vouillé werden die Westgoten vom Frankenkönig Chlodwig (481/482-511) vernichtend geschlagen. Das Zentrum ihres Reiches verlagert sich auf die Iberische Halbinsel (Hauptstadt Toledo).
525 Im Auftrag des Pabstes berechnet Dionysius Exiguus die Ostertafeln. Die damit eingeführte (um 4-6 Jahre falsch berechnete) fortlaufende Zählung der Jahre nach Christi Geburt (Christliche Inkarnationsära) setzt sich freilich erst im 8. Jahrhundert durch.
529 Benedikt von Nursia begründet auf dem Monte Cassino das erste Kloster in Europa. Als Verfasser der Regel für das Mönchsleben stiftet er faktisch den Orden der Benediktiner als den ältesten überhaupt.
534 Als ersten Schritt zur Wiederherstellung des Römischen Reiches, wie sie vom Oströmischen Kaiser Justinian (527-565) erstrebt wird, zerstören dessen Truppen unter dem Befehl des Feldherrn Belisar das Wandalenreich. Der nordafrikanische Küstensaum und die Inseln des westlichen Mittelmeers werden dem Kaiserreich erneut einverleibt.
534 Die endgültige Ausgabe des Codex Iustinianus erscheint als Rechtssammlung aller Gesetze seit der Zeit Hadrians. Zusammen mit den schon zuvor erlassenen Institutionen und den Auszügen aus Schriften römischer Juristen (Digesten oder Pandekten) sowie den späteren Novellen bildet er das Corpus Iuris Civilis (Bezeichnung aus dem 16. Jahrhundert) und die Basis für die Rezeption des römischen Rechts in Europa während des Mittelalters und der Neuzeit.
537 Die von Konstantin dem Großen (306-337) gegründete Kirche der Weisheit (Hagia Sophia) in Konstantinopel erhält ihre endgültige, im wesentlichen noch heute bestehende Gestalt.
~545 Der Frankenkönig Theubert I. läßt als erster nichtrömischer Herrscher in Europa Münzen mit seinem Bild prägen und verletzt damit ein bis dahin stats beachtetes kaiserliches Vorrecht.
549 Als letzte der großen Kirchen Ravennas wird die katholische Basilika Sant' Apollinare in Classe geweiht.
552 Der Feldherr Narses unterwirft endgültig die Ostgoten in Italien und verleibt deren Territorium dem Oströmischen Reich ein.Italien bildet damit kurzzeitig noch einmal eine Einheit.
~555 Die Kenntnis der Seidenproduktion wird in China ausspioniert. Die kaiserliche Regierung in Konstantinopel entwickelt daraus ein einträgliches Staatsmonopol.
568 Die germanischen Langobarden dringen über die Alpen vor und erobern Norditalien. Zentrum ihres dort gebildeten Reiches ist zunächst Pavia. Die Einheit Italiens wird zerstört und kann erst im 19. Jahrhundert wiederhergestellt werden. Gleichzeitig wird die bis heute fortwirkende Zweiteilung des Landes in Nord und Süd strukturell präformiert
590 Gregor I. der Große wird als erster Mönch in diesem Amt Pabst. Bei seinem Tod (604) hinterläßt er ein umfangreiches Werk, das im Mittelalter höchste Autorität erlangt. Während seines Pontifikats setzt er den Primat des Pabsttums im Westen gegen die Ansprüche des Patriarchen von Konstantinopel durch; auch begründet er in der Theorie die bis in die Neuzeit nachwirkende Tradition des Christentums, die Mission auch mit Feuer und Schwert zu betreiben. Der Titel servus servorum Dei geht auf ihn zurück.
596 Pabst Gregor I. der Große (590-604) entsendet den römischen Abt Augustinus nach England, um die Angelsachsen zu missionieren. Die Mission beginnt in Kent; Canterbury wird deshalb 597 Sitz des ersten Bischofs.
610 In Konstantinopel besteigt Kaiser Herakleios I. den Thron († 641) und begründet eine neue Dynastie. Unter ihrer Herrschaft wandelt sich das (Ost-)Römische Reich zum Byzantinischen des Mittelalters. Die römische Kaisertitulatur wird abgeschaft, das Griechische wird zur Amtssprache erhoben.
622 Der Prophet Mohammed († 632), Gründer des Islam -- einer neuen, gleich dem Christentum monotheistischen und missionierenden Religion -- flieht in Arabien von Mekka nach Medina (Hedschra). Das Datum gilt später als Beginn der Islamischen Weltära.
632 Der Prophet Mohammed stirbt. Unter seinen Nachfolgern -- den Kalifen -- entwickelt der Islam eine gewaltige Expansionskraft.
636 (4. April) In Sevilla stirbt Erzbischof Isidor. Als einer der größten Kompilatoren aller Zeiten hinterläßt er (u.a.) mit seinen 20 Büchern Etymologiae die für das Mittelalter wichtigste Sammlung des Wissens.
636 (20. August) In der Entscheidungsschlacht am Yarmuk unterliegt das Byzantinische Hauptheer dem Ansturm der muslimischen Araber, die danach Jerusalem (638) und Kairo (642) erobern. Die von Alexander dem Großen fast 1000 Jahre zuvor für die griechische Kultur gewonnenen Gebiete von Ägypten bis Mesopotamien werden fortan arabisch und muslimisch geprägt, die von den Römern hergestellte Einheit der Mittelmeerwelt wird zerrissen.
639 Der Frankenkönig (seit 623/629) Dagobert I., der letzte bedeutende Merowinger, stirbt und findet seine letzte Ruhe in der Abtei St. Denis bei Paris. Dieser Akt markiert den Beginn der ältesten Tradition einer Grablege -- der fränkischen und später französischen Könige.
661 Moawija I. wird Kalif (bis 680) und begründet die Dynastie der Omayyaden mit der neuen Hauptstadt Damaskus. Die Anhänger des unterlegenen und ermordeten Kalifen (seit 656) Ali (Schiegersohn des Propheten) bilden fortan als Schiiten eine besondere Richtung des Islam, die in schroffem Gegensatz zu der von den Sunniten gebildeten Mehrheit steht.
~680 Die Bulgaren, ein Nomadenvolk aus dem Osten, überschreiten die Donau und bilden nördlich des Balkangebirges ihr erstes Reich, das sogar Byzanz bedroht.
687 In der Schlacht von Tertry siegt der Hausmeier von Austrien über das Heer von Neustrien und stellt damit die Einheit der Reichsgewalt im Frankenreich wieder her. Das Datum markiert den Aufstieg des erst später Karolinger genannten Geschlechts zur faktischen Herrschaft in diesem Reich.
698 Mit der endgültigen Eroberung Karthagos durch ein Heer des Kalifen festigen die muslimischen Araber ihre Herrschaft in ganz Nordafrika.
711 Ein muslimisches Berberheer setzt über die Straße von Gibraltar und schlägt den letzten Westgotenkönig (seit 710) Roderich entscheidend, um danach auch Toledo einzunehmen. Bis auf Asturien gerät die gesamte Iberische Halbinsel unter arabische Herrschaft.
~722 Nach Weißenburg im Elsaß (631/632) werden in St. Gallen und auf der Reichenau weitere Klöster als Zentren für die Christianisierung im östlichen Frankenreich gegründet.
722 Ein bescheidener militärischer Erfolg des westgotischen Fürsten von Asturien bei Covadonga gilt als Auftakt der Reconquista (= Rückeroberung der Iberischen Halbinsel).
732 Der fränkische Hausmeier Karl Martell († 741) besiegt ein muslimisches Heer zwischen Tour und Poitiers und bringt die arabische Expansion in Europa damit zum Stehen.
735 Der Angelsachse Beda, genannt Venerabilis, gröter Gelehrter seiner Zeit, stirbt.
~746 Der Angelsachse Bonifatius († 754), "Apostel der Deutschen", wird persönlicher Missionserzbischof von Mainz, das später dank seiner Autorität zum Metropolitansitz im Osten des Frankenreiches aufsteigt.
~750 Die Omayyaden werden als Kalifen gestürzt. Unter der neuen Dynastie der Abbasiden wird die Hauptstadt des Kalifenreichs 762/763 nach Bagdad verlegt. Die Omayyaden bilden 756 auf der Iberischen Halbinsel ein unabhängiges Emirat mit der Hauptstadt Córdoba.

Quellenlage

Vor dem Hintergrund, daß die Germanen, welche in den über 100 Jahren ihrer Einwanderung, Heiden und Analphabeten waren und deswegen kein Schrifttum produzierten und die Schrift erst mit dem Christentum zu den Angel-Sachsen gelangt war, erste schriftliche Zeugnisse somit mindestens zwei- bis dreihundert Jahre später entstanden, ist es zu verstehen, warum alles was an Geschichtsschreibung aus altenglischer Zeit vorliegt mit größter Unsicherheit behaftet ist:
Sowohl der Zeitraum als auch der Umfang der Immigration sind umstritten. Sogar die genauen Grenzen der Siedlungsgebiete sind nur bedingt anhand archeologischer Funde zu bestimmen.

Bedas Englischen Volkes Kirchengeschichte (Historia Ecclesiastica Gentis Anglorum) hält zwar in gleichermaßen liebevoller wie eloquenter Manier wichtige historische Ereignisse fest, die Häufigkeit mit der er von Wunderheilungen heiliger Bischöfe berichtet, läßt jedoch Zweifel aufkommen an der Historizität seiner Darstellungen.
Überdies ist seine Geschichtsschreibung naturgemäß stark auf kirchlich relevante oder solchermaßen gedeutete Begebenheiten fokusiert.


C.H.BECK WISSEN: "die 1000 wichtigsten Daten der Weltgeschichte"
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